Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das Graduiertenkolleg „Privatheit und Vertrauen für mobile Nutzerinnen und Nutzer“ an der TU Darmstadt für weitere vier Jahre und stellt dafür rund sechs Millionen Euro bereit. Der Lehrstuhl Wissenschaft und Technik für Frieden und Sicherheit (PEASEC) ist mit einer Doktorandin oder einem Doktoranden über die Laufzeit beteiligt.
Spätestens seit Smartphones die Menschen global digital vernetzen und das Internet der Dinge immer mehr technische Geräte vernetzt, gehören der Schutz von Privatheit und Vertrauensbewertung zu den drängendsten Herausforderungen der Digitalisierung.
Privatheit und Vertrauen haben aber seit jeher auch elementare Bedeutung für Gesellschaft und Wirtschaft; deshalb müssen Psychologie, Sozial-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften interdisziplinär mit der Informatik verknüpft werden, zumal digitale und reale Welt zunehmend verschmelzen. Wie können sich Nutzerinnen und Nutzer einerseits davor schützen, Privates im Internet unkontrolliert preiszugeben? Wie können sie andererseits von der kontrollierten Datenpreisgabe profitieren? Wie lässt sich die Vertrauenswürdigkeit der Prozesse, Daten und Akteure im Internet für die Nutzenden besser bewerten? Wie formieren sich – und wie handeln – digitale Kollektive in sozialen Netzwerken?
Fragestellungen wie diese bearbeitet seit 2015 an der TU Darmstadt ein Graduiertenkolleg (GRK) zum Thema „Privatheit und Vertrauen für mobile Anwenderinnen und Anwender“. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat nun entschieden, das Kolleg für weitere viereinhalb Jahre und mit mehr als sechs Millionen Euro zu fördern.
Am Graduiertenkolleg arbeiten junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler multidisziplinär zusammen. Sie erforschen einerseits, wie der Schutz der Privatheit nach jeweils individuellen Wünschen durchgesetzt werden kann; damit eng verknüpft ist die Forschungsfrage, wie digitale Akteure und Aktionen insbesondere für Menschen ohne tiefere Fachkenntnisse transparenter dargestellt werden können.
Das Kolleg wird von Professor Max Mühlhäuser (Fachbereich Informatik, Fachgebiet Telekooperation) geleitet – in Kooperation mit 12 Kolleginnen und Kollegen der Technischen Universität Darmstadt, der Goethe-Universität Frankfurt und der Universität Kassel.
Suche nach unbestechlichen Instanzen
Während das Graduiertenkolleg in seiner ersten Phase Privatheitsschutz und Vertrauensbewertung in großer Breite beforschte und neue Lösungen erarbeitete, trat die Europäische Datenschutzgrundverordnung in Kraft. Mit ihr wurde endgültig klar, dass einzelne Nutzende ihre Privatheitsschutz-Rechte nicht wirklich wahrnehmen können, wenn sie auf sich allein gestellt die gesetzlich geforderten „wohlinformierten Entscheidungen“ treffen sollen.
Daher werden in der zweiten Phase des Kollegs unter anderem sogenannte Intermediäre erforscht: damit sind vertrauenswürdige Instanzen gemeint, die quasi als unbestechliche und perfekt ausgebildete Notare zwischen Nutzer und Internet-Akteure treten. Können ‚Digitale Kollektive‘ – vergleichbar mit der Open-Source-Bewegung für Softwareentwicklung – diese Aufgabe meistern oder eher überstaatliche Institutionen, womöglich sogar Software-Agenten auf Basis Künstlicher Intelligenz?