Deutschland ist durchzogen von komplexen, vielschichtigen Netzen, die unser tägliches Leben bestimmen: Stromnetze, Kabel, Schienen, Straßen – das Zusammenspiel dieser Lebensadern bestimmt, wie wir wohnen, kommunizieren, arbeiten oder reisen. Wie wichtig diese (kritische) Infrastruktur für unsere moderne Welt ist, merken wir erst, wenn sie ausfällt, etwa weil Teile davon zerstört oder sabotiert wurden. In der 45-minütigen Dokumentation „ARD Wissen“, die ab Januar 2023 immer montags nach den „Tagesthemen“ im Ersten unsere komplexe Lebenswelt untersucht wird in der Pilotfolge am (Montag, 9. Januar 2023, 22:50 Uhr sowie für 5 Jahre in der ARD-Mediathek; PEASEC-Beitrag ab 40:05) gefragt, wie stabil unsere Infrastruktur ist.
Unter anderem führt der Weg die Redaktion dabei an die Technische Universität Darmstadt, wo Dr. Marc-André Kaufhold und Prof. Dr. Dr. Christian Reuter vom Lehrstuhl Wissenschaft und Technik für Frieden und Sicherheit (PEASEC) die automatische Erstellung eines Cyberlagebildes aus unterschiedlichsten, öffentlich verfügbaren Quellen vorstellen, welches u.a. für die Notfallteams der Behörden, aber auch potentiell für WarnApps, wie hessenWARN Verwendung finden soll.
Die zugrundeligende Forschung wird im Rahmen des BMBF-Projekts CYWARN sowie des Nationalen Forschungszentrums für Angewandte Cybersicherheit ATHENE gefördert.
Details zur Sendung
Presenterin Lena Ganschow nimmt die Schwachpunkte unserer Infrastruktur genau unter die Lupe. Deutschlandweit begibt sie sich auf die Suche nach Lösungen, wie wir unsere kritische Infrastruktur schützen können.
- Immer wieder kommt es vor, dass wichtige Kommunikationskabel gekappt werden – wie zuletzt bei einem Anschlag auf das Kommunikationssystem der Bahn. Colja Schubert vom Fraunhofer Institut HHI erklärt Lena Ganschow in seinem Labor, wie einfach sich Glasfaserkabel zerstören lassen. Was müsste passieren, um unsere Kommunikation längerfristig lahm zu legen, und wie lassen sich die wichtigen Kommunikationsstränge vor Sabotage oder Abhörattacken schützen?
- 38.000 Brücken und 230 Tunnel gibt es allein im Bereich der Bundesfernstraßen. Es sind echte Nadelöhre – fällt eines von ihnen durch einen Sabotageakt aus, würde das nicht nur einen immensen wirtschaftlichen Schaden bedeuten, sondern auch ein Verkehrskollaps herbeiführen.
- Am besten verhindert man etwa einen Sprengstoffanschlag schon im Vorfeld. Womit? Überwachungskameras sind ein Teil des Konzeptes, aber genauso wichtig kann in Zukunft die Sensorik sein. Kleine High-Tech-Geräte können chemische und sogar explosive Stoffe erfassen, sie sind also eine Art technischer Spürhund, der frühzeitig Alarm schlagen kann.
- Auch in Bremerhaven arbeitet das Institut für den Schutz maritimer Infrastrukturen daran, durch Echtzeitbilder aus verschiedenen Bereichen Bedrohungen frühzeitig zu erkennen und Resilienzen aufzubauen, um so den Totalausfall zu verhindern.
- Sekündlich gibt es Cyberattacken auf der ganzen Welt. Im PwC Cyber Experience Center in Frankfurt demonstrieren Forscherinnen und Forscher an operativen Anlagen, was ein Cyberangriff anrichten kann, indem er ganze Anlagen lahmlegt. Die Demonstration im Kleinen soll Bewusstsein dafür schaffen, was im Ernstfall bei einem Cyberangriff passieren kann.
- An der Technischen Universität Darmstadt erläutern Dr. Marc-André Kaufhold und Prof. Dr. Dr. Christian Reuter vom Lehrstuhl Wissenschaft und Technik für Frieden und Sicherheit (PEASEC) die Forschung zur automatisierten Sammlung öffentlicher Datenquellen sowie Datenauswertung mit Glaubwürdigkeitsanalyse und Informationspriorisierung, die im Rahmen des Projekts CYWARN und ATHENE durchgeführt wird.
- Bei alle Sorge um die Bedrohung: Es wurde nie zuvor so viel geforscht, um unsere Kritische Infrastruktur besser zu schützen. Und auch wenn es keine 100%ige Sicherheit geben kann, sind wir in vielen Bereichen besser aufgestellt, als wir oft annehmen.