Der Cyberraum ist zunehmend von einem digitalen Wettrüsten geprägt. In den letzten Jahren bauten mehr und mehr Staaten aktiv militärische Cyber-Programme auf. Zudem lassen sich zahlreiche immer anspruchsvoller werdende Cyberattacken und Desinformationskampagnen beobachten. Mit der COVID-19-Pandemie und der beschleunigten Digitalisierung in nahezu allen Bereichen des Lebens ist das destruktive Potenzial von Cyberkonflikten noch größer geworden. Die internationale regelbasierte Ordnung zeigt deutliche Erosionserscheinungen und der Großmachtwettbewerb nimmt zu. Der Cyberspace ist von diesem globalen Trend nicht ausgenommen. 

In Anbetracht dieser Entwicklungen bleiben internationale Bemühungen zur Regulierung der digitalen Domäne mit dem Ziel der Deeskalation und Stabilisierung auf der Strecke. Da Cyberkonflikte von Natur aus transnationale und grenzüberschreitende Phänomene sind, ist eine langfristige Entschärfung ohne ein gewisses Maß an internationaler Zusammenarbeit nur schwer vorstellbar. Doch obwohl die UNGGE-Empfehlungen von 2015 und mehrere andere hochrangige Initiativen, die an Cyber-Normen arbeiten, in den letzten Jahren einen soliden Rahmen für künftige Kooperationsbemühungen geschaffen haben, ist ein internationales Arrangement, das zumindest ansatzweise einem Rüstungskontrollabkommen ähneln würde, im Cyberbereich nicht in Sicht. 

Den Abschluss zweier mehrjähriger UN-Expert*innenforen zur Cybersicherheit im Frühjahr 2021 (OWEG und UNGEE) zum Anlass nehmend, möchten wir dennoch Vorschläge erarbeiten, wie wir uns einer kooperativeren Sicherheitsarchitektur im Cyberspace annähern können. Mit dieser virtuellen Diskussionsreihe wollen wir die verschiedenen Dimensionen von Cyberkonflikten erkunden und Ideen erarbeiten, wie der digitale Raum mit Hilfe internationaler Kooperation stabiler und sicherer werden könnte.

Im Rahmen der Vortragsreiche der Evangelischen Akademie Loccum unter dem Titel „Cyberwarfare – Cyberpeacebuliding. On a search for a Cooperative Security Architecture in Cyberspace“ diskutiert Prof. Dr. Christian Reuter zusammen mit anderen die Möglichkeiten und Limits von kooperativer Sicherheit im Cyberraum. 

Unter dem Titel „Needed but Unachievable? Possibilities and Limits of Cooperative Security in Cyberspace“ am 05.05.2021 diskutieren: 

Elena CHERNENKO, Sonderkorrespondentin für Cybersicherheit, Nichtverbreitung und Rüstungskontrolle, Kommersant Newspaper und Vorstandsmitglied des Council on Foreign and Defense Relations und des Council of the PIR-Center, Moskau 

Regine GRIENBERGER, Botschafterin für Cyber-Außenpolitik, Auswärtiges Amt, Berlin

Christopher PAINTER, Präsident, Global Forum on Cyber Expertise, Mitglied der Global Commission on the Stability of Cyberspace, und Associate Fellow bei Chatham House und dem Australian Strategic Policy Institute (ASPI), Washington D.C.

Christian REUTER, Professor für Informatik, Technische Universität Darmstadt und Leiter von PEASEC (Science and Technology for Peace and Security), Darmstadt

Ziel dieser Workshop-Sitzung ist es, die Grenzen und Möglichkeiten einer zukünftigen kooperativen Sicherheitsarchitektur im digitalen Bereich herauszuarbeiten, mit besonderem Augenmerk auf den mangelnden politischen Willen. 

Mehr dazu hier: https://www.loccum.de/tagungen/212203/ 

Prof. Reuter bei Vortragsreihe: Cyberwarfare – Cyberpeacebuilding der Evangelischen Akademie Loccum