Soziale Medien werden auf der ganzen Welt genutzt. Angesichts der Tatsache, dass mobile Endgeräte, die tendenziell immer griffbereit sind, sehr häufig zur Kommunikation über soziale Medien eingesetzt werden, ist es nicht verwunderlich, dass diese auch in Notsituationen genutzt werden. Wie genau, haben wir mit einer Studie mit über 7000 Teilnehmern aus Deutschland, Großbrittannien, den Niederlanden und Italien untersucht.

Die Studie „The Impact of Risk Cultures: Citizens’ Perception of Social Media Use in Emergencies across Europe” mit Beteiligung der TU Darmstadt, Universität Siegen und dem Tavistock Institute (London), die zunächst im Journal Technological Forecasting and Social Change publiziert wurde, wurde nun auch als Artikel in BBK Bevölkerungsschutz aufgegriffen:

  • Originalstudie: Christian Reuter, Marc-André Kaufhold, Stefka Schmid, Thomas Spielhofer, Anna Sophie Hahne (2019) The Impact of Risk Cultures: Citizens’ Perception of Social Media Use in Emergencies across Europe, Technological Forecasting and Social Change 148(119724), S. 1-17, pdf
  • Kurzartikel: Christian Reuter, Marc-André Kaufhold, Stefka Schmid (2020) Risikokulturen bei der Nutzung Sozialer Medien in Katastrophenlagen, BBK Bevölkerungsschutz, S. 14-17, pdf

Die Studie hat gezeigt:

  • 40% haben bereits soziale Medien in Notfällen genutzt. Nur 17% haben hingegen Warn-Apps genutzt.
  • Es bestehen hohe Erwartungen an Behörden, insb. wird erwartet, dass diese soziale Medien monitoren (56%).
  • Als Hindernisse der Nutzung sozialer Medien werden insb. falsche Gerüchte (63%) gesehen.

Es existieren auch Unterschiede zwischen den Ländern bzw. Risikokulturen:

  • Je nach Risikokultur werden die Herausforderungen in Bezug auf die Nutzung sozialer Medien in Notsituationen unterschiedlich stark wahrgenommen.
  • Deutsche Befragte zeigen sich tendenziell besonders skeptisch gegenüber privat verfassten Online-Beiträgen und fokussieren sich auf staatliche Verantwortung (Staatsorientierte Risikokultur).
  • Italienische Bürger sind vermehrt auf soziale Medien angewiesen, was auf die Häufigkeit und auch Art der störenden Ereignisse (z. B. Naturkatastrophen) zurückgeführt werden könnte.
  • Niederländer nutzen besonders häufig Warn-Apps (individualistische Risikokultur).
  • Die Nutzung sozialer Medien in Notsituationen ist besonders für Bevölkerungen hilfreich, bei denen ein stärkeres Bedürfnis nach verbessertem Notfallmanagement besteht.

 

 

PEASEC veröffentlicht europäische Studie: Risikokulturen bei der Nutzung sozialer Medien in Katastrophenlagen