Was hat Russland von einer offenen Cyberattacke gegen einen Nato-Staat?

Auszug aus dem Interview im Tagesspiegel Background Cybersecurity vom 11.3.2022

Mit den Sanktionen gegen Russland sowie zahlreichen Waffenlieferungen von EU-Staaten an die Ukraine hätte Putin womöglich genug Gründe, über einen elektronischen Vergeltungsschlag auf Nato-Länder nachzudenken. Doch Expert:innen gehen nicht von offenen militärischen Cyberoperationen aus und ordnen die Lage differenzierter ein: „Ich denke die Warnungen des BSI und des BfV sollten in jedem Fall ernst genommen werden. Insbesondere im Cyberspace ist die Lage aktuell sehr unübersichtlich. Ich glaube zwar weiterhin, dass Russland davon absehen wird, mit
offiziellen militärischen oder nachrichtendienstlichen Kräften IT Systeme in Europa und Deutschland anzugreifen, da es Russland keine Vorteile verschaffen würde“, sagt Thomas Reinhold, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Wissenschaft und
Technik für Frieden und Sicherheit (PEASEC) der TU Darmstadt.

Cyberangriffe als „Grundrauschen“ der IT-Sicherheit und als begleitende Nadelstiche im Krieg sind Teil der Wirklichkeit im Cyberraum des Jahres 2022. Ein gezielter Angriff auf Nato-Länder mit dem Ausfall der Stromversorgung ist für Russland allerdings mit ganz drastischen Konsequenzen verbunden, so Thomas Reinhold
bereits Ende Februar auf Nachfrage von Tagesspiegel Background: „Dies könnte ganz am Ende auch dazu führen, dass Artikel 5 der Nato-Charta ausgelöst wird.“ Und das würde den Kriegseintritt des Nato-Bündnisses bedeuten.

https://background.tagesspiegel.de/cybersecurity/cyberangriffe-gezielte-attacken-und-grundrauschen

Tagesspiegel Background Cybersecurity: Cyberwar: Gezielte Attacken und Grundrauschen – mit PEASEC-Forscher Thomas Reinhold