Die geschäftliche Zusammenarbeit im Zeitalter der digitalen Transformation erfordert den Austausch von Betriebsdaten. Da Daten kaum kontrollierbar sind, wenn sie einmal veröffentlicht oder mit anderen geteilt wurden, ist es sehr wichtig, dass die Nutzer klar darüber informiert werden, wer Zugriff auf welche Daten hat und wie bestimmte Einstellungen die Offenlegung sensibler Daten verhindern können. Wenn die Endnutzer durch mehr Transparenz mehr Kontrolle über ihre Daten erhalten, könnte dies jedoch auch zu einer Informationsüberlastung führen. Dies gilt insbesondere für den Bereich der Landwirtschaft, in dem die Mitarbeiter kleiner Betriebe durch enge Zeitpläne unter Druck geraten. Wir führen eine empirische Vorstudie mit 52 deutschen Landwirten durch um aktuelle Szenarien des Datenaustauschs zu untersuchen. Aus diesen Erkenntnissen leiten wir Anforderungen und ein Konzept für Data-Sharing-Lösungen ab, die den Datenfluss für die Nutzer transparent machen. Zur Untersuchung des Nutzerverhaltens und die Auswirkungen von transparenten UI-Kontrollen zu untersuchen, evaluieren wir einen Prototyp mit 18 Personen. Unsere Auswertung zeigt dass Landwirte flexible und sichere Werkzeuge benötigen, die sich an ihre Arbeitsabläufe anpassen. Außerdem sollten die Daten lokal gespeichert Daten lokal gespeichert und verarbeitet werden, um den Landwirten Datenhoheit zu gewähren. Obwohl die Kontrollen zusätzlichen Aufwand erfordern, sind die evaluierten transparenten Kontrollen für die Offenlegung von Daten sind einfach zu handhaben und erhöhen das Bewusstsein der Nutzer.

Ein am Lehrstuhl Wissenschaft und Technik für Frieden und Sicherheit (PEASEC) der TU Darmstadt insb. im Rahmen der durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderten Projekte GeoBox-II und AgriRegio erarbeitetes Forschungspapier, welches im Behaviour and Information Technology erschienenen ist, adressiert diesen Aspekt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Landwirte eine lokale Verarbeitung ihrer Daten fordern. Dateneigentum ist ein wichtiges Thema in einem Bereich, in dem die gemeinsame Nutzung von Daten ein wesentlicher Aspekt der Zusammenarbeit ist, während gleichzeitig die Gefahr besteht, dass die Geschäftskontinuität im Falle eines Datenmissbrauchs gefährdet wird. Eine formularbasierte Datenoffenlegung mit Kontrollmatrizen könnte den Nutzern dabei helfen, die Daten, die sie an Dritte weitergeben, zu minimieren, und ihnen gleichzeitig Transparenz darüber verschaffen, wer welche Daten erhält. Allerdings müssen die Nutzer einen Zeit und Mühe aufwenden, um die Einstellungen entsprechend anzupassen, was von Nutzern mit knappen Zeitressourcen nicht gerne gesehen wird.

Sebastian Linsner, Enno Steinbrink, Franz Kuntke, Jonas Franken, Christian Reuter (2022)
Transparency and Accountability in Privacy Oriented Data Disclosure Scenarios in Agriculture
Behaviour & Information Technology (BIT) .

 

Transparenz und Accountability in der Landwirtschaft: PEASEC-Studie zu datenschutzorientierten Datenoffenlegungsszenarien erschienen