„Digital Peacebuilding“ hat sich zu einem Trendthema entwickelt. Aber wie können neue Technologien in der Praxis zur Friedenssicherung beitragen? Dieses spannende Thema stand bei u.a. bei der TraCe-Konferenz Science-Peace-Security ’23 zur Diskussion.
Der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Forschungsverbund „Transformations of Political Violence“ (TraCe) richtete vom 20. bis 22. September 2023 eine Konferenz zur Friedens- und Konfliktforschung an der Technischen Universität Darmstadt aus. Sie widmete sich dem Wandel von Technologien, deren Rolle in Kriegen und Konflikten sowie Fragen der Rüstungskontrolle. In 40 Vorträgen, Workshops, Diskussionsrunden und Panels wurden aktuelle und zukünftige Herausforderungen im Bereich der technischen Friedens- und Konfliktforschung diskutiert. Dabei ging es um Künstliche Intelligenz, unbemannte Waffensysteme, Raketen- und Raumfahrttechnologien, aber auch um (nukleare) Rüstungskontrolle sowie Regulierung biologischer und chemischer Waffen. Ebenso im Fokus standen Informationstechnologien zur Überwachung und Unterdrückung von Zivilistinnen und Zivilisten, (zivile) kritische Infrastrukturen, digital peacebuilding, Mensch-Maschine-Interaktion, Dual-Use und Cyber-Angriffe sowie entsprechende Technologie- und Sicherheitspolitik. Mehr als 100 Gäste aus Deutschland, etliche Referentinnen und Referenten aus aller Welt sowie rund 50 verschiedene Organisationen nahmen an der wissenschaftlichen Konferenz teil.
Dialogpanel: Kommunikationstechnologien für Frieden
Neben technologischen Transformationen in bewaffneten Kriegen und Konflikten, verändern digitale Kommunikationstechnologien Konfliktdynamiken und Friedensbemühungen gleichermaßen. „Unser TraCe-Dialogpanel schlägt eine Brücke zwischen Praxis und Wissenschaft, um die Chancen und Risiken der digitalen Friedensförderung multiperspektivisch und anhand von praxisnahen Beispielen zu diskutieren“, sagt Tina Cramer, Referentin für Wissenstransfer (PRIF, TraCe). PRIF, eines der führenden Friedensforschungsinstitute in Europa mit Sitz in Frankfurt, analysiert die Ursachen gewaltsamer internationaler und innerer Konflikte, erforscht die Bedingungen des Friedens und arbeitet daran, den Friedensgedanken zu verbreiten.
Eingeladen zum öffentlichen Dialogpanel waren zivilgesellschaftliche Organisationen und auch die lokale Öffentlichkeit. Ziel war, den Austausch zwischen Forschung und Praxis zu fördern. Das Dialog-Panel zur Rolle von Informations- und Kommunikationstechnologien in Friedensprozessen moderierte Prof. Dr. Markus Lederer (TU Darmstadt). Über die Vor- und Nachteile von digital peacebuilding diskutierten Fabian Hoffmann (Geneva Graduate Institute), Dr. Charles Martin-Shields (IDOS), Kerem Tugberg Çapraz (Berghof Foundation) und Laura Guntrum (PEASEC, TU Darmstadt) anhand von praxisnahen Beispielen.
So erklärt Laura Guntrum: „Häufig werden Frauen und Menschen mit Behinderung in Friedensprozessen vernachlässigt. Leider sind insbesondere Frauen weltweit immer noch hauptsächlich für care Arbeit verantwortlich und verfügen häufig über begrenzte finanzielle Mittel. Digitale Tools können hier eine Veränderung bewirken und generell mehr Inklusion fördern. Es ist jedoch kritisch zu berücksichtigen, dass dies zusätzliche Aufgaben und Verantwortlichkeiten mit sich bringt, was zu einer Doppelbelastung führen kann. Langfristiges Ziel ist es, dass oft unterdrückte und marginalisierte Gruppen und Individuen die Möglichkeit haben, in gleichwertigem Maße an Friedensprozessen teilzunehmen.“ Guntrum resümiert: „Zusammenfassend kann Technologie als ein Werkzeug gesehen werden, Frieden voranzubringen. Ich sehe allerdings keine strikte Trennung zwischen ‚analogem‘ und ‚digitalem‘ Peacebuilding – beides muss immer zusammen gedacht werden.“
Ausgerichtet wurde die englischsprachige Konferenz von TraCe, einem hessischen BMBF-Forschungsverbund zu Transformationen politischer Gewalt, vom DFG-Sonderforschungsbereich CROSSING und vom Forschungsverbund Naturwissenschaft, Abrüstung und internationale Sicherheit FONAS. Die Konferenzreihe Science-Peace-Security wurde auf Empfehlung des Wissenschaftsrats zur Weiterentwicklung der Friedens- und Konfliktforschung im Jahr 2019 in Darmstadt ins Leben gerufen und wird seither vom Lehrstuhl Wissenschaft und Technik für Frieden und Sicherheit (PEASEC), unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Christian Reuter mit ausgerichtet.
Die Konferenzreihe Science-Peace-Security wurde auf Empfehlung des Wissenschaftsrats zur Weiterentwicklung der Friedens- und Konfliktforschung im Jahr 2019 in Darmstadt ins Leben gerufen und wird seither vom Lehrstuhl Wissenschaft und Technik für Frieden und Sicherheit (PEASEC), unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Christian Reuter mit ausgerichtet.
Übernommen von: TraCe-Konferenz zur Friedens- und Konfliktforschung: Dialogpanel zur Digitalen Friedensförderung | Geistes- & Sozialwissenschaften (geistes-und-sozialwissenschaften-bmbf.de) (Abruf: 18.12.2023 12:22)