„Immer mittwochs findet das Akademische Viertel im Vortragssaal der ULB statt – der auch symbolisch gesehen zentrale Treffpunkt einer disziplinär vielgesichtigen Universität. Und wie es an klassischen Universitäten, nicht aber an der TU Darmstadt üblich ist, beginnt jede Sitzung pünktlich „cum tempore“, also eine Viertelstunde nach 13 Uhr. Nicht nur dies gibt dem Akademischen Viertel seinen Namen: An den in Hufeisenform aufgestellten Tischen wird ein Viertele Wein geboten, aber naturgemäß auch nicht-alkoholische Getränke. Im Viertelstundentakt vollzieht sich auch der Rest des Geschehens: Eine erste Viertelstunde lang wird ein Gesprächsimpuls geboten, dann wird zwei Viertelstunden diskutiert, und um 14 Uhr geht das Treffen pünktlich zu Ende.“ (Quelle)
Zum Auftrakt des Wintersemester 2017/2018 hat Christian Reuter, Professor für Wissenschaft und Technik für Frieden und Sicherheit an der TU Darmstadt am 15.11.2017, 13:15h, zu Forschungsherausforderungen im Kontext von Informatik, Frieden und Sicherheit gesprochen.
Alle Interessenten sind herzlich eingeladen!
Der im Anschluss auf der Website des Akademischen Viertels veröffentlichte Bericht:
Die Herausforderung:
Wenn es um die Bedeutung der Informationstechnologien für Frieden und Sicherheit geht, dann sieht es zunächst so aus, als ob sich Frieden und Sicherheit gegenseitig bedingen – und dabei wird leicht übersehen, dass sie sich leicht auch gegenseitig in die Quere kommen können.
Aus der Diskussion:
Das Fachgebiet „Wissenschaft und Technik für Frieden und Sicherheit“ ist vielleicht einzigartig in Deutschland, zumal es das große Thema aus der Perspektive der Informationstechnologien angeht – vielleicht, weil sie allen anderen Technologien gemeinsam sind und vielleicht weil sicherheitskritische Momente, aber auch ein vertrauensbildendes Monitoring und die Vernetzung aller beteiligter Akteure auf Informationstechnologien beruhen. Entsprechend facettenreich sind alle Ansätze, denen es nicht nur um Sicherheit im Sinne der Unangreifbarkeit oder defensiven Abschottung von technischen Systemen geht, sondern um den Frieden als ein Verhältnis zwischen Personen oder Staaten. Während es ein wesentliches Interesse ist, in jeder Art von Krisen-, Konflikt- oder Katastrophenlage zivilgesellschaftliche Kontinuität zu wahren und solidarisches Handeln zu ermöglichen, muss es auch darum gehen, dass der kriegerische Katastrophenfall gar nicht erst eintritt. Und während soziale Netzwerke derzeit viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, findet die Militarisierung des Cyberspace auch an weniger sichtbaren, darum nicht weniger wichtigen Orten statt. Und schließlich soll die an Frieden und Sicherheit ausgerichtete Forschung auch über Fachkreise hinaus in die Gesellschaft wirken. Alles zusammen würde ein einzelnes Lehrgebiet überfordern, weswegen Akzente gesetzt werden müssen. Betrachtet werden (a) soziale Medien und kollaborative Technologien in Konflikt- und Krisensituationen (z.B. zwischenstaatliche Konflikte in sozialen Medien, Social Bots, Fake News, Manipulation, Terrorismusbekämpfung), (b) IT zur Verhinderung und Austragung von Konflikten (z.B. Attribution, Cyberarms Control, Dual Use Problematik, IT for Peace) und (c) resiliente IT-basierte (kritische) Infrastrukturen (Digitalisierung in der Landwirtschaft, betriebliches Kontinuitätsmanagement, zivilgesellschaftliche Kontinuität und nationale Sicherheit).
Perspektiven:
Es geht um Wissenschaft und Technik für die Verwirklichung gesellschaftlicher Wertsetzungen. Dies ist ein Anliegen nicht nur einer Disziplin, sondern hat Leitbildfunktion für die ganze Universität – was zum Nachdenken über Friedens- und Konfliktforschung auffordert (am 10. Januar im akademischen Viertel).