Mund- zu-Mund Beatmung oder per Alarmknopf Hilfe holen? Moderne Notfall-Apps geben in Stress-Situationen Sicherheit. „Im Ernstfall kann eine App eine wichtige Stütze sein, um Leben zu retten“.
Wie war das noch gleich? 30-mal drücken und zweimal beatmen? Richtig, das ist der Rhythmus einer korrekten Wiederbelebungsmaßnahme – übrigens im Idealfall im Takt des Songs „Stayin‘ Alive“ von Bee Gees. Wer jedoch an einen Unglücksort kommt, hat all das häufig vergessen. Zu groß sind der Stress und die Angst, etwas falsch zu machen. In 50 Prozent der Fälle tun Ersthelfer daher gar nichts und warten auf den Rettungsdienst. Für viele Unfallopfer ist es dann schon zu spät. Notfall-Apps, die es zu Hunderten in den App-Stores gibt, können da Leben retten: „Einige unterstützen bei den Wiederbelebungsmaßnahmen, andere warnen vor Extremwetterlagen oder holen per Alarm-Knopf automatisch Hilfe. Sie teilen den Helfern sogar per GPS den Standort mit“, erklärt Prof. Christian Reuter von der TU Darmstadt. Mit seinem Team beobachtet er seit Jahren die technische Entwicklung von Notfall-Apps. Diese würden immer besser und detaillierter. „Verlassen sollte man sich allerdings nie ausschließlich darauf“, so Reuter. Also immer zusätzlich die 112 wählen und regelmäßig einen Erste-Hilfe-Auffrischungskurs besuchen.
„Toll ist der Effekt der Apps, dass sich Menschen sicherer fühlen.“ Mit höherer Wahrscheinlichkeit ergreifen sie die richtigen Maßnahmen und trauen sich mehr zu. Denn im Notfall ist nur eine Sache wirklich falsch: nichts zu tun.
Neben einigen Hinweisen werden in dieser Ausgabe einige Apps vorgestellt.
Für Apotheken war die Erstauflage des „Digital Ratgeber“, die mit einer Startauflage von 650.000 Exemplaren erschien, kostenfrei.
Verwandte Forschung von uns zum Thema:
- Marc-André Kaufhold, Jasmin Haunschild, Christian Reuter (2020) Warning the Public: A Survey on Attitudes, Expectations and Use of Mobile Crisis Apps in Germany, Proceedings of the European Conference on Information Systems (ECIS) – im Erscheinen
- Margarita Grinko, Marc-André Kaufhold, Christian Reuter (2019) Adoption, Use and Diffusion of Crisis Apps in Germany: A Representative Survey, Mensch und Computer 2019, Florian Alt, Andreas Bulling, Tanja Döring (Hrsg.), S. 263-274, Hamburg, Germany: ACM, url
- Christian Reuter, Marc-André Kaufhold, Thomas Spielhofer, Anna Sophie Hahne (2018) Soziale Medien und Apps in Notsituationen: Eine repräsentative Studie über die Wahrnehmung in Deutschland, BBK Bevölkerungsschutz 2, S. 22-24, pdf
- Marc-André Kaufhold, Nicola Rupp, Christian Reuter, Christoph Amelunxen, Massimo Cristaldi (2018) 112.SOCIAL: Design and Evaluation of a Mobile Crisis App for Bidirectional Communication between Emergency Services and Citizen, Proceedings of the European Conference on Information Systems (ECIS), Portsmouth, UK: AIS, pdf
- Christian Reuter, Marc-André Kaufhold, Inken Leopold, Hannah Knipp (2017) Katwarn, NINA or FEMA? Multi-Method Study on Distribution, Use and Public Views on Crisis Apps, European Conference on Information Systems (ECIS), S. 2187-2201, Guimarães, Portugal: AIS, pdf